Warum macht Mantrailing so viel Spaß? - Ein Selbstversuch.

Die Vorbereitung ist schon eine Vorfreude auf das Ereignis: Getragene Kleidungsstücke in Plastiktüten verpacken, kleine Dosen mit Leckerlis füllen, die eigene Verpflegung nicht vergessen. Sitzt das Geschirr noch gut? Wo ist eigentlich die Schleppleine?

Am Kurstag herrscht leichte Nervosität. Kann ich meinen Hund lesen? Versteht er, was von ihm verlangt wird? Wie soll ich ihm begreiflich machen, wen er wo suchen soll? Nervosität schlägt um in wahre Begeisterung, denn der Beagle ist mit vollem Einsatz dabei, aufgeregt, der ganze Hund zittert. Professionell checkt er jeden Abzweig, jede Person, die ihm entgegenkommt. Er hat jetzt einen Job, ist im Einsatz, sorry, fremder Hund, für Begrüßung habe ich keine Zeit. Auch angriffslustige Katzen sind nicht von Interesse. Dem Menschen am Ende der Leine geht es ähnlich. Keine Zeit für den Rest der Welt. Der Blick ist konzentriert auf den Hund gerichtet, bloß kein Zeichen übersehen, nicht unkontrolliert an der Leine rucken, um den Hund nicht zu verwirren. Leine kurz halten vor Kreuzungen, kommt vielleicht ein Auto? Weiterlaufen, bis um eine Ecke herum plötzlich die gesuchte Person aufgespürt ist.

Diese Freude. Jackpot-Leckerli für den Hund, loben, streicheln, stolz sein.

Abends sind alle zufrieden und müde, ausgelastet und voller Spannung auf den nächsten Trail – es gibt noch soo viele Steigerungsmöglichkeiten bei der Personensuche. Menschen finden, die sich in überfüllten Biergärten verstecken, mit dem Fahrrad davon fahren oder Stahlgittertreppen hochsteigen. Jetzt glaubt man daran, dass flüchtende Gefangene in Spielfilmen nur eine Chance haben den Suchhunden zu entgehen, wenn sie durch einen reißenden Fluss schwimmen...

Yvonne Bäckmann